Im Zusammenhang mit der Entwicklung der soundwaves, der Tonwellen-Musik für die Meditation griff man auf die Erforschung der Gehirnwellen zurück. Die Forschung hat gerade in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. So hat man zum Beispiel festgestellt, dass bestimmte, spezifische Tonwellen im Gehirn die gleiche Wellenform (Erregungsmuster) erzeugen. Der Festlegung, welche der einzelnen Gehirnwellen genau welche Bewußtseinszustände erzeugen sind zurzeit noch Grenzen gesetzt. Die Vertreter der Tonwellen sind der Überzeugung, dass bestimmte Tonwellen bestimmten Bewußtseinszuständen zugeordnet werden können, also auch die analoge Wellenform im Gehirn diese Zustände im Bewußtsein erzeugen werden. In der Wissenschaft gibt es dazu noch widersprüchliche Aussagen.
Allerdings gibt es bereits tausende von Menschen, die die "soundwaves" einsetzen und sich dabei wunderbar entspannen, und auch die Biofeedback-Methode, eine Entspannungsmethode, basiert auf dieser Grundlage.
Beta
In unserem normalen Wachbewußtsein produziert unser Gehirn Erregungsmuster in Form von Betawellen. Wir leben unserer Leben in einem Beta-Stadium, wache Aufmerksamkeit, charakterisiert durch geschäftiges oder auch ängstliches Denken und aktive Konzentration. Dieser Beta-Rhythmus kann auf einem Encephalogramm (EEG), ein Gerät mit dem Gehirnströme gemessen werden, in Wellenform dargestellt werden. Die Wellenfrequenz (die Anzahl der Wellenzyklen) liegt beim Beta-Zustand bei etwa 13 bis 30 Zyklen pro Sekunde.
Alpha
Wenn wir entspannt sind, verlangsamen sich die Wellen. Im Bereich von 8 bis 13 Zyklen pro Sekunde befinden wir uns in einem angenehmen, tief entspannten Bewußtseinszustand, verbunden mit einem entspannten physischen Zustand.
Den Alphazustand kann man durch eine Meditation oder ein Entspannungstraining sehr gut erreichen.
Theta
Auf das Alpha-Stadium folgt eine noch tiefere Entspannung. Es ist eine Art Gefühl von Schweben, der Erweiterung des Ichs, vergleichbar mit dem surrealen Moment, den wir manchmal kurz vor dem Einschlafen erleben. Es tauchen
neue Ideen, Einblicke, Erkenntnisse und Gefühle „wie von selbst“ auf. Im EEG zeigt sich ein anderes Muster: Theta-Wellen, die für Kreativität und Erinnerung stehen. Das Gehirn zeigt in dem Thetazustand (4 bis 8 Wellenzyklen)die gleichen neuronalen Erregungsmuster wie durch tatsächlich Erlebtes und speichert sie als Erfahrung ab.
Delta
Befinden wir uns im Tiefschlaf, tiefer Trance oder Tiefenhypnose, sind die niedrigsten Frequenzen des Delta-Zustands (0 bis 4 Zyklen)) vorherrschend. Zum Delta-Zustand gehört auch das bewußte, luzide Träumen.
Gamma
Ganz im Gegensatz dazu rangieren die Gammawellen ganz am anderen Spektrum des Frequenz-Bereichs: mit Erregungsmustern von 80 bis 100 Wellenzyklen pro Sekunde befindet sich der Mensch in einem höchsten Konzentrationszustand bei größtmöglicher körperliche Entspannung. Gammawellen scheinen die Harmonie oder die Synchronisation der verschiedenen neuronalen Netzwerke dazustellen, das Gehirn arbeitet auf höchster Stufe. Es ist verbunden mit einem Gefühl der Euphorie, des tiefen Eins-Sein. Das ist nur möglich, weil die Gedankentätigkeit weitestgehend abgeschaltet ist. Es ist der Zustand der Erleuchtung, das Endziel eines Meditierenden: Samadhi.
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In einer Studie, die an der Universität von Wisconsin von dem Neurowissenschaftler Richard Davidson in 2004 durchgeführt wurde, verglich man die Gehirnwellenaktivitäten von einer Gruppe Tibetanischer Mönche mit großer Meditationserfahrung und -Praxis (zum Teil 14 bis 40 Jahre) mit einer Kontrollgruppe von 10 Studenten ohne Meditationserfahrung. Angeschlossen an EEG - Geräte war ihre Aufgabe über "bedingungsloses Mitgefühl" als Objekt ihrer Aufmerksamkeit zu meditieren. Zeitweilig wurden auch Magnet-Resonaz-Aufnahmen durchgeführt. Die Mönche, persönlich von seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama ausgewählt, produzierten während der Studie eine erheblich höhere Anzahl am Gammawellen als die Studenten. Auch die Form der Wellen unterschied sich in ihrer exakt geordneten Struktur von der der Studenten. Der höchste Level an Gammawellen wurde von den Mönchen erreicht, die die längste Meditationserfahrung hatten, und selbst in Zeiten, in denen sie nicht aktiv meditierten, erzeugten sie Gammawellen. Die starken Wellen, die die Studenten produzierten, konnten mit Problemlösung, Bewußtsein und Verwirrung assoziiert werden.
aus: Proceedings of the National Academy of Science, Richard Davidson 2004